Montag, 12. März 2012

Wirbelsäulen- und Hüftbeschwerden durch Stuhlverstopfung

Schmerzen und Abnutzungserscheinungen der Lendenwirbelsäule, der Hüft- und Kniegelenke aber auch der Halswirbelsäule und der Schultern lassen sich häufig mit einer Obstipation (Verstopfung) begründen. Diese Beschwerden können sich durch Behandlung der Verstopfung deutlich verringern.

Der Zusammenhang zwischen Darmstörungen und dem Skelett sowie seiner Muskulatur wird kaum zur Kenntnis genommen, denn "geschult" durch Gesundheitssendungen, denkt das breite Publikum in fachärztlichen Kategorien. Danach gehören Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden ins Fachgebiet der Orthopädie und Funktionsstörungen des Darmes in die Hände von Internisten.  Das zwischen beiden Beschwerdebildern ein Zusammenhang bestehen könnte, wird deshalb kaum von Patienten, noch von Orthopäden oder Internisten in Erwägung gezogen. Dazu kommt noch, dass Stuhlverstopfungen von Medizinern nicht sonderlich ernst genommen werden, denn die können, so deren Meinung, durch Abführmittel leicht "gelöst" werden.

In grau sind die Areale des Dickdarms dargestellt.

Anatomisch-funktionelle Zusammenhänge

Das spinale Nervensystem bietet die Erklärung. Vom Gehirn werden nervliche Impulse durch das Rückenmark im inneren der Wirbelsäule geleitet. Zwischen den Wirbeln der unteren Lendenwirbelsäule verlassen die, den Dickdarm versorgenden Spinalnerven das Rückenmark. Diese Nerven innervieren zudem noch u.a. die Rückenmuskulatur und Teile der Beinmuskeln. Störungen des Dickdarms werden in diese Muskelgruppen übertragen und es möglicherweise entstehen Schädigungen bis hin zu Bandscheibenvorfällen und arthrotische Veränderungen der Hüft- und Kniegelenke.

Weiter können sich Störungen und Erkrankungen des Dickdarm auch auf die Halswirbelsäule und das Schulter-Nackengebiet auswirken. Der Grund dafür dürfte im direkten oder indirekten Kontakt von Teilen des Dickdarms mit dem Zwerchfell (Diaphragma) sein. Das Zwerchfell wird von einem Nerven versorgt, der in der unteren Halswirbelsäule das Rückenmark verlässt. Störungen und Erkrankungen der dem Zwerchfell benachbarten Organe werden über diesem Nerv, dem Nervus Phrenikus in die Halswirbelsäule und damit auf die dort befindlichen Nervengeflechte übertragen. Infolgedessen kann es hier zu anscheinend orthopädischen Erkrankungen kommen, deren tatsächliche Ursache im Bauchraum liegen kann.

Was tun gegen Verstopfung?

Es existieren viele Möglichkeiten eine Obstipation zu behandeln. Auf den ersten Blick könnte sich die Einnahme eines der herkömmlichen Abführmittel anbieten. Das ist jedoch keineswegs der richtige Weg, denn die meisten dieser Mittel bewirken Stuhlgang, indem sie auf den Darm einen mehr oder weniger kräftigen Reiz ausüben. Da dieser sich ohnehin in einem Reizzustand befindet, verstärken sich meist dadurch bestehende Beschwerden. Benötigt werden daher Einwirkungsmöglichkeiten, bei deren Anwendung keine oder nur möglichst geringfügige zusätzliche Reize entstehen.

Eine dieser wirksamen Möglichkeiten ist es, morgens unmittelbar nach dem Erwachen etwa 1 bis 1,5 Liter Wasser zu trinken. Der Dickdarm, dessen Aufgabe es ist, dem Speisebrei Wasser zu entziehen, erledigt diese Aufgabe allzu gründlich und es entsteht eine Verstopfung, die sich durch Wasserzufuhr lösen lässt. Nach dem Prinzip der Wasserzufuhr dürften auch Einläufe funktionieren. Dabei werden ebenfalls einige Liter Flüssigkeit über den Enddarm dem Dickdarm zugeführt. Auch hier wieder erfolgt die Entleerung ziemlich schnell und reizlos. Nachteil des Verfahrens ist, dass es einer speziellen Gerätschaft bedarf und umständlich zu handhaben ist.

Medikamente mit Nebenwirkung "Verstopfung"

Bei starken Schmerzzuständen werden u.a. synthetische Morphine und Opiate verwendet. Dazu gehören  Tramal und Tramadol. Diese Medikamente werden z.B. nach Operationen der Wirbelsäule gegeben und gelegentlich wird die Behandlung auch außerhalb des stationären Aufenthalts fortgesetzt. In diesen Fällen könnte es geschehen, dass die von diesen Medikamenten verursachte Obstipation die Ursache langfristiger Schmerzzustände ist. Es entwickelt sich ein Teufelskreis: Die von diesen Medikamenten verursachte Verstopfung verstärkt den Schmerz im Wirbelsäulenbereich. Deshalb vergrößert der Patient  die Dosis und hat wegen nun verstärkter Obstipation noch mehr Schmerzen. Faziet: Beachten Sie die Hinweise auf Obstipation auf dem Beipackzettel.


Klaus Radloff

www.klaus-radloff.com




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen