Donnerstag, 31. Mai 2012

Chronisch & Akut in Theorie und Praxis


Mit den Begriffen chronisch und akut werden zeitliche Aspekte von Krankheitsabläufen beschrieben. Sie sind für gutachterliche Äußerungen, Rentenanträge etc. bestens geeignet. Um jedoch praktisches Behandlungsvorgehen davon abzuleiten, sind diese Begriffe absolut unbrauchbar.

Die offizielle Definition von akut und chronisch

Mit “Akut” werden plötzlich auftretende Erkrankungen mit kurzer Dauer von 3 Tagen bis zu 4 Wochen bezeichnet. „Akut“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet “scharf, spitz“. Das Gegenteil davon ist „chronisch“ und das aus dem Griechischem stammende Wort beruht auf „chronos“, die Zeit. Als chronisch werden Krankheitszustände bezeichnet, die seit längerer Zeit bestehen. Die in diesem Zusammenhang genannten Zeiträume sind unterschiedlich. Es werden Zeiten zwischen 6 Wochen bis zu 6 Monaten angegeben.

Die Praxis

Diesen statischen Angaben stehen funktionelle Beschreibungen gegenüber. Unter Praktikern wird “akut” als Zustand beschrieben, der durch Hitze, Schwellung, Rötung und Schmerz gekennzeichnet ist. “Chronisch” wird von Therapeuten als Gegenteil von “akut” empfunden. Akutes Geschehen bedarf nach dieser Auffassung der Kühlung und Beruhigung, während von chronischen Zuständen erwartet wird, dass sie sich unter Wärmezufuhr oder weiteren anregenden Maßnahmen bessern.

Prekär wird das Ganze dadurch, wenn die beiden Modelle, die theoretische und die praktische Auffassung  miteinander vermischt werden. Dazu folgendes Beispiel:

Anruf eines Arztes, mit der Bitte um einen Behandlungstermin für seine Frau, die unter starken Rückenbeschwerden litt. Ihre bisherige Behandlung bestand bisher ausnahmslos aus wärmenden Anwendungen, wie u.a.Rheumacremes, Moorpackungen, Massagen. “Behandlung dann morgen um 9 Uhr”, war meine Antwort. Für heute Abend, so meine Empfehlung am Telefon, versuchen Sie es einfach mal mit Eis. Seine Antwort war: “Sie hat die Schmerzen schon seit Jahren, deshalb handelt es sich um einen chronischen Zustand, bei dem Eis kontraindiziert ist!”

Tatsächlich wurde durch die ständig wiederholten Wärmeanwendungen während dieser langen Zeit der akute Zustand erhalten und der Organismus der "Frau Doktor" daran gehindert sich selbst helfen zu können.

Zitat aus einem Lehrbuch für Sportphysiotherapie: “Nach traumatischen Einflüssen, wie Distorsionen etc. soll während der ersten 3 Tage gekühlt und danach mit Wärme behandelt werden.” Auch bei dieser Forderung handelt es sich um eine Vermischung der theoretischen Definition von chronisch und akut mit den physiologischen Tatsachen. Man ist felsenfest davon überzeugt, dass der akute Zustand genau 3 Tage besteht und berücksichtigt individuell bedingte Abweichungen von dieser angeblichen Norm nicht. Da mit Behandlungen der Organismus in seinen Selbstheilungsbestrebungen unterstützt und nicht behindert werden soll, müssen sich die dem tatsächlichen (funktionellen) Zustand nicht angepassten Maßnahmen heilungsbehindernd auswirken. Es werden deshalb mehr therapeutische Sitzungen notwendig, durch die die Behandlungskosten sich steigern und eine Arbeits- oder Sportunfähigkeit dauert länger an.

Schematismus wirkt heilungsbehindernd

Da war noch die Sekretärin eines berühmten Sportprofessors, der ihren verstauchten Fuß untersuchte und "Kühlen" verordnete. Da sie ihrem Chef während der nächsten 8 Wochen nicht wieder begegnete, kühlte sie gehorsam während der ganzen Zeit und konnte zum Schluss, vor Schmerz fast nicht mehr laufen. 

Noch schlimmer wirken sich solche schematisch bedingten Missverständnis beiorthopädischen Krankheitsbildern aus. Davon sind einige Millionen Patienten betroffen. Egal wie sich deren Beschwerden äußern, es wird überwiegend die Empfehlung ausgesprochen, die betroffenen Gebiete grundsätzlich zu wärmen und ggf. zu massieren. Paradoxerweise werden zusätzlich zu diesen "reizenden" Maßnahmen noch Entzündungshemmer verordnet. So werden akute Zustände über lange Zeit erhalten und dem Körper jede Chance zur Selbstregulation genommen. Eine Vorgehensweise, die die Schmerzen steigert und jährlich viele Milliarden Euro Kosten verursacht.

Der praktische Tipp

Sofern Sie unter Schmerzzuständen leiden, überlegen Sie was Sie bisher dagegen unternommen haben. Sofern das ohne nennenswerte Wirkung war, machen Sie das Gegenteil davon! Wärmeanwendungen aller Art, Rheumaeinreibungen, Massagen, Elektrotherapie etc. sind wärmende Anwendungen, die bei akutem Geschehen streng kontraindiziert sind. Wechseln Sie dann versuchsweise doch mal zum Eis. Dazu existieren allerdings "Spielregeln", die Sie hier finden.

Klaus Radloff
www.klaus-radloff.com

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Hinweis für Angehörige medizinischer Berufe:
Die Energetisch-Statische-Behandlung (ESB/APM n.Radloff) wird im

Lehrinstitut Radloff
Institut für Akupunktur Massage AG
Bachstrasse 72
CH 5034 Suhr 
unterrichtet. Informieren Sie sich bitte hier:
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