Mittwoch, 16. Mai 2012

Hintergründe: Morbus Scheuermann bei Jugendlichen und Erwachsenen

Peking by Oliver Brunner  / pixelio.de
Hongkong by Michael Lemke / pixelio.
In den 90er Jahren habe ich mich längere Zeit in China aufgehalten. Auffällig waren da u.a. die guten Figuren nicht nur der jungen Chinesen. Übergewichtige Chinesen waren fast nicht anzutreffen und bekleidet nur mit einem T-Shirt ließen sich die Figuren und Haltungen der Nordchinesen gut beurteilen. Skoliosen habe ich während dieser Zeit dort nicht gesehen und konnte auch nur sehr selten einen sog. Morbus Bechterew bei älteren Personen beobachten. Insgesamt, erschien mir deshalb China als "Paradies der guten Haltung".

Das Bild änderte sich spontan mit dem Grenzübertritt in die damals noch unter britischer Verwaltung stehenden Kronkolonie Hongkong. Obwohl die beiden Länder sich auf dem gleichen Territorium befanden, sie waren lediglich durch eine politische Grenze getrennt, waren in Hongkong, im Gegensatz zu Rot-China, nicht nur viele übergewichtige Menschen, sondern auch mit den typischen Rückenverformungen bei Morbus Scheuermann und Ansätzen zu Skoliosen zu sehen.

Der Unterschied

Zu dieser Zeit wurden die meisten Chinesen in kommunistischen China von den Betrieben ernährt, in denen sie arbeiteten. Es war damals nicht üblich selbst zu kochen und die Wohnungen waren dazu auch nicht sonderlich gut eingerichtet. Selbst die Kinder der Arbeiter wurden dort beköstigt. Kosten für die Verpflegung wurden nicht erhoben. Die Kantinen der staatlichen Betriebe boten jedoch eine äußerst einfache Ernährung: Gekochte Gemüse und Reis. Zusätzliche Lebensmittel wurden selten benötigt und wenn, meist auf bäuerlichen Märkten gekauft. Industriell gefertigte Nahrungsmittel, Fertignahrung und Fastfood gab es zu dieser Zweit fast nicht.

Völlig anders die Situation im kapitalistischen Hongkong. Von den Arbeitgebern wurden keine Küchen betrieben und Mitarbeiter mussten sich selbst und auf eigene Kosten ernähren. Die Kinder bekamen Geld um sich beim nächsten Fastfood etwas zu kaufen und ie Supermärkte unterschieden sich kaum von denen der westlichen Welt. Fertiggerichte und Tütensuppen, von den international vertretenden Konzernen hergestellt, füllten die Regale. 

Hier kam mir erstmals der Gedanke, dass zwischen Fehlformen des Rückens und der Ernährung ein Zusammenhang bestehen könnte. Zurückgekehrt nach Europa, befragte ich deshalb die Mütter meiner Scheuermann-Patienten und bekam ziemlich regelmäßig zu hören, dass deren Kinder ausgeprägte "Ernährungsspezialisten" waren. Sie ernährten sich vorwiegend von Fertiggerichten, Chips und Fastfood etc. Durch Verbot dieser "Nahrungsmittel" reduzierten sich Schmerzattacken, besonders bei den jugendlichen Patienten mit einem Morbus Scheuermann auf ein Minimum und verstärkten sich promt nach "Diätfehlern" wieder.

Der Morbus Scheuermann oder die Adoleszentenkyphose

Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, von der ältere Kinder und Jugendliche betroffen sein können. In diesem Lebensabschnitt ist der Wassergehalt im Organismus besonders hoch und die Bandscheibenkerne sind prall damit gefüllt. Da die feste Schicht um die Wirbelkörper noch nicht völlig erhärtet ist, kann es dort zu Einbrüchen der Wirbelkörper kommen. Soweit die Mechanik der Krankheit. Mindestens ebenso interessant ist, wo sie sich abspielt. Das Zentrum der Veränderungen befindet sich in etwa in Höhe des 8. Brustwirbels. An dieser Stelle verlassen Spinalnerven das Rückenmark, die u.a. mit den im Oberbauch befindlichen Verdauungsorganen verbunden sind. Reizzustände dieser Organe (Magen, Zwölffingerdarm, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase, Leber) bewirken offensichtlich einen Anstieg der Muskelspannung in diesem Rückenbereich, die Fehlstellungen der Wirbel zur Folge haben.

Der M. Scheuermann bei Erwachsenen

Die prekäre Situation der stark mit Flüssigkeit gefüllten Bandscheibenkerne erledigt sich mit zunehmendem Alter, in wenigen Jahren von selbst. Der Organismus ist etwa ab etwa dem 22. Lebensjahr nicht mehr imstande, größere Wassermengen zu speichern. Daher kann diese Krankheit in späteren Jahren nicht entstehen. Allerdings bleiben bereits eingetretene Schädigungen auf Röntgenbildern lebenslänglich sichtbar. Sofern in diesem Abschnitt der Brustwirbelsäule Schmerzen auftreten, wird das fälschlicherweise mit dem "alten" Scheuermann begründet. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um Beschwerden, die von den Organen des Oberbauches in die Rückenmuskulatur projiziert werden. Die routinemäßig durchgeführte Behandlung mit Diclofenac, Ibuprofen etc. ist wegen der möglichen Nebenwirkungen dieser Medikamente nicht zu empfehlen.

Klaus Radloff

www.klaus-radloff.com 

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Klaus Radloff 

DIE CHINESISCHE MEDIZIN KENNT KEINE ORTHOPÄDISCHEN KRANKHEITEN.

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Die Energetisch-Statische-Behandlung (ESB/APM n.Radloff) wird im

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Institut für Akupunktur Massage AG
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